Samstag, 21. April 2012


Donnerstag, 19. April

Tee und Blumen


Heute treffe ich mich mit einer tadschikischen Freundin im Botanischen Garten. Es ist schon sehr heiß hier, heißer als bei uns manchmal im Juli oder August – finde ich zumindest. Einige Tadschiken winken aber wenig beeindruckt ab und meinen, erst im Juli und August würde es richtig heiß werden. Das hier sei gar nichts!

Auf dem Weg zum Botanischen Garten sehe ich ein paar Arbeiter, die am Straßenrand Blumen pflanzen, denn die Stadt soll ja an und in der Nähe der Hauptstraße hübsch aussehen. An der Hauptstraße liegt auch der Präsidentenpalast (zum alten und neuen Präsidentenpalast später mehr) und Autos, die daran vorbeifahren, dürfen nicht staubig oder schmutzig sein. Deswegen sieht man in den Seitenstraßen die Fahrer auch immer fleißig ihre Autos waschen. Ich gehe also an den Gärtnern vorbei, es ist heiß und da sehe ich, dass sich die Männer ein Tässchen Tee für ihre Erfrischung an den Straßenrand gestellt haben. Das finde ich nur recht und billig, denn wer in der Hitze hart arbeitet darf sich zwischendurch auch an einer Tasse Tee erfrischen. Mir gefällt das Motiv so gut, dass ich nach kurzem Zögern zu den Männern gehe und frage, ob ich ein Foto machen darf. Sie schauen mich ein wenig verdutzt an, sagen aber ja, und während ich hin und hergehe, um den richtigen Bildausschnitt zu finden, fangen sie an sich über mein seltsames Verhalten lustig zu machen und Witzchen zu reißen. Klar, welcher normale Mensch fotografiert auch schon ein paar Teetassen, die da achtlos und wie selbstverständlich auf dem Boden stehen. Die Europäer sind schon echt komische Menschen! 

Tässchen Tee gefällig?
Der Botanische Garten in Dushanbe ist sehr schön und es gibt viele verschiedene, leider unbeschriftete, Pflanzen und nachgebaute traditionellen tadschikische Häuser und geschnitzte Baldachine. Letztes Jahr gab es dort eine große Veranstaltung über Gorno Badakhshan (die östliche Region Tadschikistans, die einen großen Teil des Pamir-Gebirges abdeckt) und alle durften kostenlos in den Park. Es gab Musik, Tanz und Essen und die Pamiri führten ihre Handwerkskünste vor und verkauften traditionell hergestellte Waren (zum Beispiel die berühmten Pamir-Socken). Da ich das letzte Mal ohne Eintritt in den Park durfte war für mich vollkommen klar, dass das immer so ist und so laufe ich, nachdem ich durch das Drehkreuz gegangen bin, verträumten Blickes auf die schöne Aussicht des Parks zu ohne die wiederholten Zurufe des Kassenwartes zu beachten. Meine Freundin muss mich schließlich wachrütteln und beschämt zahle ich meine zwei Somoni.

Der Botanische Garten ist einer der „Muss“-Programmpunkte für Tadschiken an ihrem Hochzeitstag. Die frischvermählten Pärchen lustwandeln ein bisschen durch den Park und lassen Hochzeitsfotos von sich machen. Aber auch an ganz gewöhnlichen Tagen posieren die Menschen vor den Blumen und lassen sich damit fotografieren. Nachdem wir ein paar solcher Menschen in gestellten Posen und in die Ferne schweifenden Blicken gesehen haben, wollen wir auch so ein Foto von uns selber machen. Leider sieht das so lustig und absurd aus, dass wir einige Zeit brauchen, bis wir wieder einigermaßen ernst sind und uns schließlich verewigen können. 

Petra und die Blumen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen