Freitag, 20. April 2012


Montag, 16. April

Ankunft


Mit zwei Stunden Verspätung kommen wir um sechs Uhr früh in Dushanbe an. Einerseits ist das nicht so gut, weil mein Gastvater eben genauso lange am Flughafen auf mich gewartet hat – der Arme! Andererseits fliegen wir in den Sonnenaufgang hinein und ich sehe Dushanbe das erste Mal bei Tageslicht von oben, denn die Flugzeuge landen normalerweise immer nachts, wenn es noch dunkel ist (logisch – was soll es nachts sonst sein?). Die Berge um die Stadt sind noch mit Schnee zugepudert. Das ist ein unglaublicher Anblick, vor allem, weil ich sie bisher immer nur im Sommer, von der Sonne verbrannt, gesehen habe. Bei dem Versuch diese zerklüftete Schönheit zu fotografieren, bekomme ich immerhin eine vom Blitz weiß leuchtende Fensterscheibe aufs Bild. Na toll! Hier ein Foto von den Bergen „vom Boden aus“:

Weiße Berge hinter Dushanbe

 „Zu Hause“ bei meiner Gastfamilie gibt es erst einmal viel Wiedersehensfreude und Frühstück – den tadschikischen Klassiker: Non (weißes Fladenbrot) mit flüssiger Marmelade (russische Warenje) und Choi bis zum Abwinken. Zuerst versucht meine Gastmutter mir wieder Spiegeleier zu geben (sie sind noch ein wenig glibbrig und schwimmen im Fett), aber ich „schimpfe“ ein bisschen mit ihr, denn ich will hier keine Sonderbehandlung. Ich sage, dass ich auch in Deutschland nicht jeden Tag Eier esse. Manchmal gibt es zu den Eiern seltsame hellrosa Würstchen die aussehen wie Hundepimmel – tschuldigung, aber es ist wirklich so! Meine Familie kennt meine „sonderbaren“ Essgewohnheiten zwar schon von letztem Jahr, trotzdem schauen sie sich verwundert an, nehmen den Teller mit den Eiern und essen sie kopfschüttelnd selber auf. Es ist nicht das erste Mal, dass – zwar in gedämpftem Ton, aber doch so als wäre ich gar nicht da – ungläubig darüber beraten wird, dass ich kein Fleisch mag, denn Fleisch - das muss man doch mögen: „Warum isst sie das nicht?“ „Sie mag kein Fleisch.“ „Nein! Sie mag kein Fleisch?“ „Hjaaa! Dooch! Sie sagt, sie mag das nicht.“ – Ungläubiger Blick – Kopfschütteln – Schulterzucken und beherzter Griff zu meinem Fleisch. Spätestens an diesem Punkt muss ich innerlich meistens total lachen. Ich esse in Deutschland tatsächlich nur selten Eier und Fleisch, und würde ich hier nicht vehement behaupten, ich äße das nicht, gäbe es jeden Tag Fleisch, Eier und rosa Wurst für mich. Die Tadschiken sind äußerst gastfreundlich. Sie tischen wirklich immer alles auf, was sie haben, wenn ein Gast kommt und für sich selber würden sie gar nicht so oft Fleisch kaufen, das weiß ich. Denn Fleisch ist sehr teuer und viele Tadschiken sind sehr arm. Tadschikistan ist eines der ärmsten Länder der Welt, das war es schon zu Sowjetzeiten.

Nach dem Frühstück packe ich erst einmal aus und versuche mich zu sortieren, schlafe zwischendurch aber immer wieder über meinem Rucksack ein. Ich bin schon seit fast 24 Stunden wach (ausgenommen das bisschen Schlaf, das ich im Flugzeug hatte).Und wir sind hier drei Stunden voraus, eigentlich vier, aber wegen der Sommerzeit nur 3. Stehe ich also in Tadschikistan um 6 Uhr auf, dann ist es in Deutschland erst 3 Uhr. Das ist schon verdammt früh...

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