Samstag, 26. Mai 2012

Pausenhinweis

Leider hält sich Petra zur Zeit und in den folgenden 5 Wochen in einem Dorf auf welches entgegen allen Hoffnungen keine Internetverbindung  besitzt. Danach wird es an dieser Stelle vermutlich aber um so mehr Informationen geben.

Donnerstag, 17. Mai 2012


Donnerstag, 17. Mai

Besuch im Ismaili-Center

Vor kurzem haben eine Freundin und ich das Ismaili-Center in Dushanbe besucht und dort eine Führung mitgemacht.

Tadschikistan ist ein muslimisches Land, das ist es schon seit der Eroberung durch die Muslime im 8. Jahrhundert n.Chr., auch wenn es damals natürlich noch nicht so hieß. Im westlichen Teil des Landes leben vor allem Sunniten, aber in der östlichen Region Gorno Badakhshan (die einen Großteil des Pamirgebirges abdeckt), leben sehr viele Ismailiten. Sie gehören zum schiitischen Zweig der Muslime, verfolgen aber eine Art Geheimlehre und werden von den restlichen Muslimen mit großer Skepsis betrachtet. Ihr religiöses Oberhaupt ist der Aga Khan, der in der Schweiz geboren wurde, in Harvard studiert hat und in der Nähe von Paris lebt. Er gilt als direkter Nachfahre des Propheten Muhammad, ist Großunternehmer und einer der reichsten Männer der Welt – er besitzt unter anderem eine Hotelkette, Banken, Zeitungen und Fluggesellschaften. Außerdem ist er der Initiator eines der größten Netzwerke von Entwicklungshilfeorganisationen, dem Aga Khan Development Network (AKDN).  Nicht nur im Pamir entstehen durch seine Hilfe Schulen, Straßen, Brücken, Krankenhäuser und vieles mehr. 

Inzwischen gibt es insgesamt sechs Ismaili-Center (zwei in Kanada, und je eines in London, Dubai, Lissabon und Dushanbe). Sie sollen der Bildung und dem Austausch von Wissen und Kulturen dienen. In Dushanbe sind moderne und traditionelle Elemente der zentralasiatischen Lebensweise in die Architektur des Zentrums eingeflossen und es wurden vor allem lokale Handwerksmeister zur Fertigstellung des Gebäudes angestellt. 2009 gab es dann eine feierliche Eröffnungszeremonie. Aber da es in Tadschikistan seit einigen Jahren ein Religionsgesetz gibt, das besagt, dass sich jede Glaubensgemeinschaft registrieren lassen muss, bevor sie offiziell praktizieren darf, können die Ismailiten erst seit Anfang diesen Jahres in dem neuen Gebetsraum des Zentrums ihr Gebet abhalten. 

Die etwa 20 Millionen Ismailiten, die es heute gibt, leben vor allem in Indien, Pakistan, Afghanistan und Tadschikistan und über die ganze restliche Welt verstreut. 

Während unserer Führung durften wir freundlicherweise ein paar Fotos machen. Das Zentrum ist wirklich schön und die Menschen dort sind alle sehr höflich.

Das Ismaili-Center in Dushanbe ...

... mit seinem Eingangsbereich.
Bei der Architektur wurde auf die Wrkung von Licht ...
... und Wasser geachtet.
Bei den beiden Innenhöfen, die zur Erholgung der Studenten dienen sollen (hier läuft in der Mitte normalerweise ein kleiner Springbrunnen) ...
... wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.
Das ist der Raum für feierliche Veranstaltungen mit einem wunderschönen Boden ...
... und von Hand geschnitzten Deckenbohlen.
Die hellbraunen Steine, aus denen das gesamte Zentrum erbaut ist, sind größtenteils aus Samarkand (Usbekistan) ...
... und jede einzelne der Fließen für die einfachen, aber sehr schönen, Wandmosaike sind von Hand bemalt.

Dienstag, 15. Mai 2012


Montag, 14. Mai  

Erdbeben...

Ich weiß, die meisten Menschen hier, inklusive Europäern, nehmen das, was in der Nacht von Samstag auf Sonntag passiert ist nicht sonderlich ernst. Gegen vier Uhr bin ich aufgewacht und nur im Halbschlaf habe ich das Erdbeben mitbekommen. Es war nicht schlimm, die Scheiben haben gescheppert, es hat sich angehört wie ein Grollen und der Boden hat ein bisschen gewackelt. Dann war wieder alles vorbei. Nun, danach war ich natürlich wach. Und wenigstens ist auch die jüngere Schwiegertochter nicht ganz so cool geblieben und hat, trotz der frühen Uhrzeit, angefangen in der Küche herumzuhandwerken. Aber den Rest der Familie scheint das Ganze kein bisschen gekümmert zu haben. 

Das letzte wirklich größere Erdbeben hat es hier in den 1950er oder 1960er Jahren gegeben. Dabei ist wohl ein ganzes Dorf verschüttet worden und auch in Dushanbe selber sind mehrere Menschen ums Leben gekommen. Aber dadurch, dass die Epizentren meist nicht direkt in Tadschikistan, sondern in den umliegenden Ländern liegen, spürt man hier nur die Ausläufer. Im vergangenen Jahr habe ich auch schon so ein leichtes Erdbeben miterlebt und ich muss sagen, dass wir in Deutschland schon in einem wirklich sicheren Landstrich leben. 

... und Zimmergenossin

Kurz nachdem ich bei meiner Familie „eingezogen“ bin, habe ich gemerkt, dass ich nicht ganz alleine in meinem Zimmer wohne. Irgendwo, ich konnte nicht so ganz genau sagen wo, hörte ich es immer wieder nagen. Auch das war ich vom letzten Jahr schon gewohnt. Da hat bei uns im Nebenzimmer, im Fußboden, eine Ratte gewohnt. Wenn man sich ganz leise angeschlichen hat, konnte man sehen, wie sie ihre rosa Schnauze aus dem Mause- oder besser gesagt Rattenloch gestreckt hat. Kaum hat sie aber gemerkt, dass jemand da ist, war sie auch schon wieder verschwunden.

So schüchtern scheint meine Zimmergenossin dieses Mal nicht zu sein. Vor kurzem saß ich auf dem Bett (das sind zwei dicke Stoffmatten, die auf dem Boden liegen) und hatte ein paar Trockenfrüchte neben mich auf den Teppich gelegt. Ich habe am Computer gearbeitet und mich öfters einmal für längere Zeit nicht bewegt (man muss ja schließlich zwischendurch auch einmal nachdenken). Als ich nach links sehe, hatte sich das freche Ding doch tatsächlich unter einer Truhe, die hinter mir steht und an die ich mich immer anlehne, herausgeschlichen und wollte sich an meinen Trockenfrüchten zu vergreifen. Ich meine – ich saß da! Und sie war vielleicht 15 cm von mir entfernt. Ich bin ihr Feind. Ein ziemlich großer Feind sogar. Das fand ich wirklich unglaublich frech! Abgesehen davon, dass ich total erschrocken bin, weil ich einfach nichts Lebendiges in meiner Nähe erwartet hatte.

Am nächsten Morgen, gerade, als ich aufgewacht bin, oder vielleicht auch genau deswegen, kam sie mit lautem Getrappel (und es war wirklich laut), unter einer etwas weiter entfernten Kommode herausgerannt, lief über meine Sachen, die am Boden lagen und verschwand wieder unter der Kommode, direkt hinter meinem Kopfkissen. Na Bravo!!! Irgendwann wird sie mich nachts einfach einmal anfallen. Ganz sicher. Was will man auch mit Trockenfrüchten, wenn da ein großer, frischer Appetithappen liegt? 

Und weil es heute nur Text gegeben hat, hier noch ein paar Fotos, einfach so…

Selbst wer kein Russisch kann mag zumindest aus dem linken Bild erkennen, dass es hier Eis gibt. Aber bei dem anderen Bild muss man wohl eher raten, dass es sich um einen Hot Dog handelt.
Let's be Americano? Let's be Espresso? Let's be Latte? ... Äääh! Ja, gut, wenn ihr meint....
Wie süüüüüüüüüüüüüß!!! Ein Zebrastreifen über den Radweg! Vor drei Jahren waren Fahrradfahrer hier noch eine echte Rarität, letztes Jahr hat man sie immerhin überhaupt schon gesehen, und dieses Jahr gibt es tatsächlich einen (!) Radweg für sie.
Palmen im Hochgebirge? Das Pamir-Restaurant hinter der Oper (der Pamir ist ein Gebirge im Osten des Landes, in dem es sogar 2 Gipfel mit über 7000 m Höhe gibt)
Was will man mehr im Leben? Ein Spielchen an der frischen Luft mit netten Freunden...

Samstag, 12. Mai 2012


Freitag, 11. Mai  

Liebeserklärung in der Nationalbibliothek


Diese Woche habe ich gleich vier Mädels aus Deutschland kennengelernt. Drei davon sind auch Doktorandinnen, wie ich, und die Vierte gibt an der Universität Deutschunterricht. Wir vier Doktorandinnen habe beschlossen, zusammen zur Nationalbibliothek zu gehen und uns einen Benutzerausweis machen zu lassen. Früher war die Firdausi-Bibliothek in einem relativ unscheinbaren Gebäude untergebracht. Aber letztes Jahr wurde neben dem Rudaki-Park eine neues „zu Hause“ für sie gebaut, in dem insgesamt 10 Millionen Bücher Platz haben sollen. Man hört Unterschiedliches, aber jeder Bürger Tadschikistans ist verpflichtet im Schnitt drei Bücher für die neue Bibliothek abzugeben. Das finde ich ein wenig absurd, denn was passiert, wenn alle die ältesten Bücher abgeben, die sie haben oder mehrere Leute das gleiche Buch? Naja. Trotzdem hat die Nationalbibliothek auch sehr alte und sehr wertvolle Schriftstücke in ihrem Bestand.

Die neue Nationalbibliothek - irgendwie beeindruckend, nicht?
Leider befindet sich der eigentliche Eingang hinter/unter der schönen Freitreppe und sieht eher aus wie eine U-Bahn-Unterführung...

Als wir in die Eingangs- und Anmeldehalle kommen werden wir sehr interessiert angesehen, kein Wunder bei so einer rein europäischen weiblichen „Horde“. Zum Glück können zwei der Mädels sehr gut Russisch. Wir müssen erst 10 Somoni zahlen, dann werden Fotos für den Ausweis gemacht. Und lustigerweise folgt bei jeder von uns, als der Student das Foto, das er gemacht hat, zur Kontrolle herzeigt, das gleiche Prozedere: ein interessierter Blick, in der Hoffnung das Foto könnte vielleicht gut aussehen, dann ein kurzes Zögern und schließlich ein leicht resigniertes Abwinken … „Ist ja nur für den Büchereiausweis!“ 

Der Eingangs- und Anmeldebereich ist allerdings sehr schön gestaltet.
Zum Abwinken ... Frau von und zu Rugby, oder was?

Dann geht es wieder zur Anmeldung. Die Daten müssen aufgenommen werden und die beiden Studenten (ein Junge und ein Mädchen), die das bei mir machen, sind die ganze Zeit am Rumblödeln und Lachen, was mich sehr amüsiert. Das Ganze dauert ein bisschen, weil sie die lateinische Schrift nicht so gewohnt sind. Sie besprechen sich immer wieder leise und plötzlich sagt der Junge: „Guten Tag“, schaut mich fragend an, sie schubst ihn, scheint ihm zu sagen, dass das nicht stimmt, er schaut mich wieder fragend an, ich sage kopfnickend: „Jaja, doch: Guten Tag! Das stimmt.“ – obwohl er wahrscheinlich außer dem „Guten Tag“ nichts verstanden hat. Das geht weiter so mit ein paar anderen Redewendungen, bis er schließlich zu mir sagt, während sie sich vor Lachen schon schüttelt: „Ich liebe dich“. Lachend streiche ich mir übertrieben geschmeichelt übers Haar. Zum Glück bekomme ich in diesem Moment meinen Pass zurück und kann mich von den beiden verabschieden, denn wer weiß was danach noch gekommen wäre :)
Nachdem die Anmelde-Hürde überwunden ist, laufen wir durch die Bibliothek, schauen uns hier und dort ein bisschen um und lassen uns das Ausleihsystem erklären. Die Bibliothek ist von chinesischen Arbeitern erbaut und dieses Jahr erst eingeweiht und eröffnet worden. Über die Qualität der Bauweise hört man sehr unterschiedliche Meinungen, von Begeisterung bis dahin, dass es bei Regen durch die Decke tropfen würde. Als wir im Fahrstuhl stehen und die Luft dort sehr verbraucht riecht, sagt uns ein Student, dass die Klimaanlage nicht funktioniert, was aber das kein Wunder wäre, denn der Aufzug sei ja schließlich ein chinesisches Produkt.  

Der moderne Rechercheraum. Leider ...
... sind die ganzen Bücher noch alle in den Zettelkatalogen registriert und die Computer stehen noch unbenutzt rum.
Der Lesesaal.
Eine kleine Auswahl aus dem Zeitschriftenlesesaal
Diese unscheinbare Palette könnte möglicherweise vielleicht einen ganz klitzekleinen Hinweis darauf geben, dass die Bibliothek von Chinesen gebaut wurde...
Würde man die Bibliothek über die Freitreppe betreten, käme man in eine beeindruckende Halle mit einem bombastischen Kronleuchter...
... eine hübsche Malerei über die Geschichte der Tadschiken ...
... und Entspannungsbereiche für die Studenten.
Dieser Sessel ist zwar ein wenig ... magenta, aber er war einfach saugemütlich (tschuldigung!) und als ich mich reingesetzt hatte wollte ich gar nicht mehr aufstehen

Etwas geschafft, aber als stolze Besitzer einer Benutzerkarte, verlassen wir nach etwa einer Stunde wieder die Bibliothek. Zur Belohnung geht es noch in ein georgisches Restaurant mit einer unsagbar griesgrämigen Bedienung, wo wir noch zwei andere Doktoranden treffen und einen netten Abend verbringen – nun gut, eigentlich ist er nett, aber nachdem mich seit dem Morgen ein Durchfall quält, bin ich froh, als ich um neun Uhr ins Bett fallen und endlich schlafen kann.

Dienstag, 8. Mai 2012


Dienstag, 08. Mai

Kanaldeckel …


Wenn man in Dushanbe durch die Straßen läuft, sollte man sich nicht zu sehr von all dem Neuen, was es da zu sehen gibt, faszinieren lassen, sondern immer wieder einen achtsamen Blick auf die Straße vor einem werfen. In ganz Dushanbe gibt es an den Straßenrändern kleine offene Kanäle. Das sieht für das europäische Auge irgendwie seltsam, aber irgendwie auch hübsch aus. Meist sind sie leider sehr verschmutzt. 

Ein tpyischer kleiner Wasserkanal am Straßenrand
Absicht oder Zufall? Das zweite Leben einer Flasche als Wasserfall ...

Und dann gibt es da auch noch die Kanaldeckel. Die liegen nicht immer ganz so fest auf dem Kanalloch, wie sie sollen, auch, wenn es so scheint. Ich passe inzwischen immer sehr gut auf, den Weg vor mir immer im Auge zu behalten. Letztes Jahr zum Beispiel bin ich auf einen Kanaldeckel getreten, der so aussah, als wäre er fest verschlossen, es in Wirklichkeit aber nicht war. Zum Glück hatte ich jemanden dabei an dem ich mich festkrallen und mich auf sicheres Terrain hinüberretten konnte. 

Sieht er nicht unschuldig aus?
Und dieser sogar richtig sicher?
Dieses sind auf jeden Fall zwei ganz fiese Exemplare ...
... der Gattung hinterhältige Gullies!

… und Schlaglöcher


Die meisten Straßen in Dushanbe sind übersäht mit Schlaglöchern. Immerhin wurden die ganz großen Hauptstraßen inzwischen mit einer neuen Teerschicht überzogen. Das liegt daran, dass letztes Jahr der 20. Unabhängigkeitstag der Republik Tadschikistan von der ehemaligen Sowjetunion gefeiert wurde und gerade im Zentrum alles hübsch aussehen sollte. Das Problem: die Straßen wurden nicht von den Tadschiken selber ausgebessert, sondern von chinesischen Arbeitern. Und diese haben ihre gesamten „Sachen“ selber mitgebracht: Von der Technologie, über die Maschinen bis hin zu den meisten Materialien. Sogar ihr eigenes Essen und ihre eigenen Köche hatten sie dabei. So hat von diesem Geschäft hauptsächlich die chinesische Wirtschaft profitiert, nicht die tadschikische.  

Ein paar kleine Schlaglöcher in der Straße? Eine günstige Art der Verkehrsberuhigung...

Montag, 7. Mai 2012


Samstag, 05. Mai und Sonntag, 06. Mai

Eine weitere Konferenz


Am Mittwoch bin ich für das Wochenende zu einer Konferenz des Deutschen Akademischen Austauschdienstes eingeladen worden. Diese Veranstaltung ist für ehemalige Stipendiaten, tadschikische Studenten, die einige Zeit in Deutschland verbracht haben. Es sind aber auch Professoren und andere wichtige Wissenschaftler dabei, die Vorträge halten. Auch ich soll mein Projekt kurz vorstellen  Die Konferenz ist nicht in Dushanbe, sondern in Varzob, das etwa eine halbe Stunde mit dem Auto nördlich der Hauptstadt liegt. Um 10 Uhr geht es, nach einer ganzen Weile grundlosen Wartens (so ist Tadschikistan), los, in zwei kleinen Bussen, in denen die Teilnehmer dicht an dicht gedrängt sitzen. Wir fahren über holprige Straßen und spielen das Spiel, wer bei einem Schlagloch am höchsten hochgeworfen wird und es möglicherweise schafft, mit dem Kopf an der Autodecke anzustoßen – naja, wir spielen das nicht wirklich, aber so sieht es zumindest jedes Mal aus, wenn alle Mitfahrenden für einen Moment aus ihren Sitzen gehoben und ziemlich heftig durchgerüttelt werden. 

Für unsere Fahrt wurden extra 2 typische tadschikische Mini-Buse (Maschrudkas) angemietet
Sehr eigen, aber auch sehr schön, nicht?

Der Tagungsort liegt wunderschön, zwischen Bergen und an einem rauschenden Bach – wenn man für einen Moment die „fremdartigen“ Details ausblendet fühlt man sich wie an einem Bergbach in den Alpen.

Hm, warum kann das hier wohl kein Bach in den bayerischen Alpen sein?
Auch das gibt es nicht am bayerischen Bergbach: ein Freiluftbett (Taptschan), auf dem man gemütlich sitzen und essen kann.

Ich bin mit einer anderen deutschen Studentin in einem Zimmer untergebracht. Die sanitären Einrichtungen sind ein wenig spartanisch, aber dafür gibt es einen Swimmingpool, ein Kinderbecken, einen Fußballplatz, einen Billardtisch und einen Open-Air-Fitnessbereich. 

Ein solcher Pool ...
... vor allem mit so einem hübschen Bodenmotiv ...
... und einem extra Kinderplanschbecken ist in Tadschikistan eher ein seltener Anblick.
Das gilt auch für den Fußballplatz ...
... einen Billardtisch ...
... und den - nunja - etws spartanisch eingerichteten Open-Air-Fitnessbereich.

Die Tagung geht nach der Ankunft auch schon bald los, jeder bekommt die klassische Tagungsgeschenktüte, und weil ja der DAAD das Ganze veranstaltet, wird auf der Tüte für ein Studium in Deutschland geworben: „Study in Germany – land of ideas“ … Hää? Land der Ideen? … Aha, soso…

Zum Glück kenne ich schon ein paar Leute von vor drei Jahren und, dass einige von ihnen sehr gut Deutsch sprechen erleichtert die Sache für mich natürlich ungemein. Ein befreundeter tadschikischer Wissenschaftler, der kein Deutsch, sondern nur Englisch kann, befürchtet, dass er von den Vorträgen kein Wort verstehen wird, bis sich herausstellt, dass er fein raus ist, weil alle Präsentationen auf Russisch und Tadschikisch gehalten werden und ich deshalb diejenige bin, die fast nichts versteht. Immerhin kann ich dadurch, dass ich zwei Tage lang Russisch höre, meine rudimentären Kenntnisse ein wenig auffrischen. Und zum Glück übersetzen mir ein paar nette Leute zwischendurch immer wieder die wichtigsten Informationen, denn Deutsch – das können eigentlich alle Teilnehmer!

Die tadschikischen Dozenten tragen recht ausladend und monoton vor. Unter einer halben Stunde vom Blatt oder den mit Fließtext dicht vollgeschriebenen PowerPoint-Folien abzulesen geht nichts, danach findet noch eine Diskussion von mindestens (!) einer viertel Stunde statt. 

Etwa alle eineinhalb Stunden gibt es eine Pause und wir werden mit den klassischen tadschikischen Snacks versorgt:  Sambusa (mit Fleisch gefüllte Teigtaschen) und einer unglaublichen Vielfalt an Süßigkeiten wie Bonbons, Pralinen, Keksen und Kuchen. Aber zum Glück gibt es auch Pistazien und Mandeln, die in der Schale geröstet sind und einen ähnlichen Suchtfaktor wie Chips haben.

Zum Mittagessen gibt es Salat (zum einen Rohkost, leider mit Mayonnaise, und zum anderen eine Platte mit Tomaten und Gurkenscheiben, glücklicherweise ohne Mayonnaise), Schurbo (eine Suppe mit Gemüse und Fleisch und vor allem vielen schwimmenden Fettaugen), weißes Fladenbrot und danach auch noch Schaschlik (entweder mit Fleischbröckchen vom Rind oder mit um den Spieß gewickeltem Hackfleisch vom Schaf). Als ich die Spieße fotografieren will und sage, dass das für meine Freunde in Deutschland sei, machen sich die tadschikischen Studenten lustig darüber, dass man so etwas Alltägliches überhaupt herzeigen muss, so, als wären sie spektakuläre Wilde, und sie fallen demonstrativ gierig über das Fleisch her  :)

Echter tadschikischer Schaschlik ...
... und die "wilde Horde". Diese Studenten waren sehr lustig und haben während der Vorträge öfters einmal herumgeblödelt und so ein wenig Leben in die manchmal etwas monotonen Vorträge gebracht.

Nach dem Mittagessen halte ich meinen kurzen Vortrag. Er wird heiß diskutiert, der Begriff Re-Islamisierung (der tatsächlich etwas unglücklich gewählt ist) stößt auf viele Nachfragen, Emotionen  und Kritik und zeigt mir, dass es sich beim Islam um ein Thema handelt, mit dem man sehr sensibel umgehen muss. Zum Abendessen gibt es neben social networking viel Obst (ich stürze mich darauf, denn bei meiner Familie ist ja frisches Obst und Gemüse immer noch sehr rar) und zum Nachtisch die klassische tadschikische Tort (das fehlende e ist kein Flüchtigkeitstippfehler, das heißt hier wirklich so). Für dieses Mal werfe ich meine Buttercreme-Verdauungsproblem-Bedenken über Bord und genehmige mir auch ein Stück.

Gestapeltes Obst und typischer tadschikischer Tomaten-Gurken-Zwiebelsalat mit frischen Kräutern. Das Weiße ist Tschakka, ein sauer vergorener Joghurt, der hier sehr beliebt ist und zu ganz vielen Gerichten gegessen wird.
Und zum Nachtisch gab es gleich ...
... zwei verschiedene Sorten Tort!!

Begegnung der anderen Art am und auf dem Klo

Als ich vor dem Abendessen mit meiner Zimmergenossin noch auf die Toilette gehe, passiert folgendes Absurdes: sie schaut nicht richtig auf die beiden Toilettentüren und geht auf die Männertoilette. Im selben Moment kommen zwei Männer und einer von ihnen geht, ohne weiter zu überlegen, auf die Frauentoilette. Sein wartender Kumpel schaut mich interessiert an, was mich ziemlich nervt, und ich zeige, um ihn abzulenken, auf die Toilettenschilder. Es vergeht in etwa eine Minuten, bis er schließlich auch auf die Schilder zeigt, und anfängt unkontrolliert zu kichern, ohne jedoch ein Wort herauszubekommen. Kaum hat er sich beruhigt, zeigt er wieder auf die Schilder, ergießt sich in einem neuen Anfall wilden Gegackers, ruft seinen Freund herbei, der ja aber leider auf dem Örtchen ist, bis er sich schließlich gar nicht mehr einkriegt und sich mit heftigem Gewieher und nach Luft japsend auf eine Bank setzen muss. Ich bete, dass meine Zimmergenossin doch bitte schnell aus der Toilette kommen möge, um mich von diesem schrägen Vogel zu erlösen. Nach einer gefühlten Stunde ist sie schließlich endlich fertig und wir können uns aus den Fängen dieser beiden – wie sich schließlich herausstellt sternhagelvollen – Herren befreien. Ich muss mir eine andere Toilette suchen.

Tadschikische Toiletten sind ein wenig eigen. In modernen Wohnungen und Häusern gibt es natürlich ganz normale Toilettenschüsseln wie bei uns. Aber sehr viele Tadschiken haben ein Plumpsklo, das nichts weiter ist als ein Spalt im Boden, in den man mehr oder weniger gut zielen muss. Auch in Cafés oder in öffentlichen Gebäuden gibt es diese Variante, allerdings dann natürlich mit Spülung und aus Keramik. Auf jeder Seite der eigentlichen Toilette gibt es eine geriffelte Fläche, damit man auch genau weiß, wo man seine Füße in Position bringen soll. Meistens ist es auf dem Boden dieser Toiletten ein wenig ekelig, also krempel ich immer erst meine Hosen hoch und versuche mit den Händen irgendwo einen Halt zu finden, damit ich nicht umkippe und mich schließlich auf dem Boden abstützen muss. Die von mir auf der Flucht vor den betrunkenen Herren gewählte Toilette ist eine einfache Variante, eine Mischung aus Plumps- und Kermikstehklo. Der einzige Halt an diesem Örtchen ist der Toilettenpapierhalter, und während ich noch „beschäftigt“ bin, reißt dieses Ding leider aus der Wand, und ich versuche, mich krampfhaft daran festklammernd, irgendwo einen sicheren und vor allem „sauberen“ Halt zu finden. Manchmal ist mir hier einfach alles viel zu schräg und vor mich hin lachend verlasse ich, noch ein bisschen unter Schock, aber endlich „erleichtert“, das stille Örtchen.

Tja, der sicher Halt liegt leider am Boden (sorry, das Bändchen vom meiner Kamera hat sich einfach mit ins Bild geschlichen).

„Der Bach, der alle Gedanken mit sich nimmt“


Neben dem Tagungsraum fließt, wie schon gesagt, ein Bach. Es ist ein sehr wilder und sehr lauter Bach. Nach dem Abendessen ist es schon dunkel, aber der Vollmond scheint und sich einfach nur an den Bach zu setzen und ihm zuzuhören ist wunderschön. Nur scheint man bei dem „Lärm“ keinen klaren Gedanken fassen zu können. Es ist, als ob der Bach alles, was man im Kopf hat, in seinen „Fluten“ mit sich reißen würde. Das ist allerdings kein bisschen schlimm, denn nach einem Tag voller langer Vorträge tut diese Leere im Kopf sehr gut. Am liebsten würde ich hier gar nicht mehr weggehen, aber langsam wird es ganz schön kalt und ich bin ziemlich müde. Wenn wir hier wegfahren, werden ich ihn auf jeden Fall sehr vermissen, den Bach, der alle Gedanken mit sich nimmt!

Da ist er!!!

Morgens setzte ich mich noch einmal ein bisschen auf einen Taptschan und lausche dem Bach, 

In der Morgensonne

dann gibt es Frühstück, Quark mit Schmand. Irgendwie seltsam, aber es schmeckt ganz gut. 

Quark mit Schmand esse ich hier in Tadschikistan das allererste Mal. Auch auf dem Foto zu sehen: die beliebten Plastik-Schutz-Tischdecken.

Nach weiteren Vorträgen, dem Mittagessen und einem obligatorischen Gruppenfoto geht es am Nachmittag wieder Richtung Dushanbe. Als ich zu meiner Familie komme, herrscht der alltägliche Trubel. Zum Abendessen gibt es eine köstliche, einfache Suppe und als wir am Tisch sitzen und alle wild durcheinander reden fühle ich mich tatsächlich ein bisschen wie zu Hause.