Sonntag, 22. April
Fanclub (man lese das a wie in Bach und betone hinten auf dem u)
Bei meiner Familie wohnen zwischendurch
immer wieder zusätzliche Gäste, meist Verwandte aus dem Dorf. Zurzeit lebt der
Großvater (väterlicherseits) als „Dauergast“
hier. Er ist schon recht alt und im Moment auch ein bisschen krank. Und weil die
medizinische Versorgung in der Stadt besser ist als auf dem Land, kümmert sich
die Familie in Dushanbe um ihn. Dass gerade auch noch ein zusätzlicher Gast aus
Europa hier ist, bringt natürlich für alle ein bisschen Abwechslung in den
Alltag. Ich habe ein kleines Zimmer für mich alleine, lasse aber meistens die
Tür offen, damit frische Luft reinkommt und ich auch etwas vom alltäglichen
Familienleben mitbekomme.
Mein Zimmer |
Die offene Tür macht natürlich neugierig,
besonders die Kinder, aber auch die Tochter – sie heißt Mansura und ich mag sie
sehr gern, denn wir blödeln immer miteinander rum – und die Mutter schauen
zwischendurch mal hinein, um zu sehen, was ich gerade so mache. Zwei Familienmitgliedern
scheine ich es aber besonders angetan zu haben (sie mir im Gegenzug natürlich
auch) und so gibt es inzwischen meinen eigenen kleinen Fanclub. Fan Nummer eins ist die kleine Maftuna (das jüngste Kind der
Schwiegertochter) und Fan Nummer zwei ist der Großvater. Die Frauen in meiner
Familie machen sich schon immer darüber lustig, dass ich einen neuen Verehrer
gefunden habe, wenn wir am Tisch sitzen und er mich minutenlang unverwandt
ansieht.
Schaue ich zu meiner Tür hinaus blicke
ich auf eine Mauer, kann also nur an den Schritten erahnen, wer da gleich bei mir im Zimmer stehen wird. Höre ich ein schnelles „schlurf schlurf schlurf“ – dann
weiß ich, dass jeden Moment ein kleiner Kopf
hinter der Tür hervorgucken wird, gefolgt vom restlichen Körper, der in
einer winzigen Kurta steckt. Maftuna und ich winken und lachen uns immer ein paar
Minuten lang zu und führen wortlose Gespräche bis sie von ihrer Mutter wieder
weggeholt wird.
Die kleine Maftuna, Fan Nr. 1 |
Höre ich ein langsames “Schlurf …
Schlurf … Tock“ – dann weiß ich, dass sich der Großvater mit seinem Gehstock der
Tür nähert. Er steckt vorsichtig den Kopf um die Ecke, obwohl er eigentlich
ganz genau weiß, dass er nicht einfach so bei mir hineinschauen darf und meist
wird er von meiner Gastmutter oder der Schwiegertochter schnell wieder „verjagt“.
Der Großvater, Fan Nr. 2 |
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