Montag, 23. April 2012


Sonntag, 22. April

Fanclub (man lese das a wie in Bach und betone hinten auf dem u)


Bei meiner Familie wohnen zwischendurch immer wieder zusätzliche Gäste, meist Verwandte aus dem Dorf. Zurzeit lebt der Großvater (väterlicherseits)  als „Dauergast“ hier. Er ist schon recht alt und im Moment auch ein bisschen krank. Und weil die medizinische Versorgung in der Stadt besser ist als auf dem Land, kümmert sich die Familie in Dushanbe um ihn. Dass gerade auch noch ein zusätzlicher Gast aus Europa hier ist, bringt natürlich für alle ein bisschen Abwechslung in den Alltag. Ich habe ein kleines Zimmer für mich alleine, lasse aber meistens die Tür offen, damit frische Luft reinkommt und ich auch etwas vom alltäglichen Familienleben mitbekomme.

Mein Zimmer

Die offene Tür macht natürlich neugierig, besonders die Kinder, aber auch die Tochter – sie heißt Mansura und ich mag sie sehr gern, denn wir blödeln immer miteinander rum – und die Mutter schauen zwischendurch mal hinein, um zu sehen, was ich gerade so mache. Zwei Familienmitgliedern scheine ich es aber besonders angetan zu haben (sie mir im Gegenzug natürlich auch) und so gibt es inzwischen meinen eigenen kleinen Fanclub. Fan Nummer eins ist die kleine Maftuna (das jüngste Kind der Schwiegertochter) und Fan Nummer zwei ist der Großvater. Die Frauen in meiner Familie machen sich schon immer darüber lustig, dass ich einen neuen Verehrer gefunden habe, wenn wir am Tisch sitzen und er mich minutenlang unverwandt ansieht.

Schaue ich zu meiner Tür hinaus blicke ich auf eine Mauer, kann also nur an den Schritten erahnen, wer da gleich bei mir im Zimmer stehen wird. Höre ich ein schnelles „schlurf schlurf schlurf“ – dann weiß ich, dass jeden Moment ein kleiner Kopf  hinter der Tür hervorgucken wird, gefolgt vom restlichen Körper, der in einer winzigen Kurta steckt. Maftuna und ich winken und lachen uns immer ein paar Minuten lang zu und führen wortlose Gespräche bis sie von ihrer Mutter wieder weggeholt wird. 

Die kleine Maftuna, Fan Nr. 1

Höre ich ein langsames “Schlurf … Schlurf … Tock“ – dann weiß ich, dass sich der Großvater mit seinem Gehstock der Tür nähert. Er steckt vorsichtig den Kopf um die Ecke, obwohl er eigentlich ganz genau weiß, dass er nicht einfach so bei mir hineinschauen darf und meist wird er von meiner Gastmutter oder der Schwiegertochter schnell wieder „verjagt“.

Der Großvater, Fan Nr. 2

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen