Mittwoch, 18. April
OVIR oder wie ein kleiner unscheinbarer Zettel so viel Ärger machen kann…
Wenn man nach Tadschikistan fährt
muss man sich innerhalb von drei Tagen bei der Inlandsbehörde OVIR melden. Tut
man dies nicht muss man bei der Ausreise mit einer Strafgebühr von 100 bis 300 Somoni
(die Landeswährung hier) rechnen. Hat man ein Touristenvisum und ist nur 30
Tage im Land, dann ist diese Meldung inzwischen eigentlich nicht mehr nötig.
Aber in diesen Punkt sind sich die einzelnen Beamten untereinander wohl noch
nicht so recht einig und da kann es einem bei der Ausreise schon einmal
passieren, dass man am Flughafen nach langer, fruchtloser Diskussion mit zwei
oder drei Herren in Uniform in ein Hinterzimmer geführt wird und dort die
Strafgebühr nicht in Somoni sondern in Dollar oder Euro zahlen soll (1 Somon
sind etwa 0,16 €) – ohne einen Quittungsbeleg dafür zu bekommen, versteht sich.
Tadschikistan ist wohl nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern
auch eines der korruptesten. Das ist wirklich ein großes Problem hier.
Meldet man sich beim OVIR, dann muss
die Person, bei der man lebt, mitkommen. In meinem Fall also mein Gastvater. Er
kennt die Prozedur bereits vom letzten Jahr und hat sich deswegen extra einen
Tag frei genommen. Eigentlich läuft alles zunächst ganz gut. An einem Schalter
zahlen wir 5 Somoni und bekommen dafür ein ausgefülltes Formular. Damit gehen
wir zum nächsten Schalter, geben dort unsere Pässe und das Formular ab und sollen
dann eigentlich einen kleinen, ausgefüllten Zettel erhalten, was natürlich auch
wieder kostet (inzwischen 235 Somoni – letztes Jahr waren es noch 135!!).
Normalerweise könnte man das Geld für diesen kleinen Zettel einfach bezahlen
und mit dem Papier glücklich von dannen schreiten. Da ich aber eine Quittung
für die Uni brauche, müssen mein Gastvater und ich zuerst zu einer Bank laufen,
dort das Geld einzahlen, den Beleg, den wir dafür bekommen, kopieren (denn es
ist nicht so, dass ich die Quittung behalten dürfte, was der ganzen Prozedur ja
einen Sinn geben würde – nein! Die Quittung wird vom OVIR einbehalten) und dann
zurück zum zweiten Schalter gehen. Aber leider scheint der Mann am zweiten
Schalter (er ist plötzlich einfach nicht mehr da und taucht erst nach etwa 10
Minuten wieder auf) ein schwerwiegendes Problem damit zu haben, den kleinen Zettel
auszufüllen und ihn uns zu geben. Mein Gastvater soll am nächsten Tag wieder
kommen. Er muss sich also ein weiteres Mal für mich frei nehmen. Mein Pass
bleibt natürlich so lange beim OVIR. Kein besonders erfreuliches Gefühl in
einem fremden Land seine Identität aus der Hand zu geben.
Kleiner Zettel, große Probleme - naja gut, mittelgroße Probleme! |
Mittags gehe ich mit meiner
Gasttochter in den Telefonladen und wir besorgen mir eine SIM-Karte und einen
Internetstick. Zum Glück kann die Dame am Tresen ein wenig Englisch und so
müssen keinen wilden Tanz aus pantomimischen Gesten und ausdrucksstarker Mimik
ausführen um uns zu verständigen. Denn um meine tadschikischen und russischen
Kenntnisse ist es immer noch sehr schlecht bestellt…
Wissenswertes:
Tadschikistan war, wie die anderen vier zentralasiatischen Länder auch, über 70 Jahre unter sowjetischer Herrschaft. Während der Sowjetzeit war das Russische die Hauptsprache und wurde in den Schulen unterrichtet. Inzwischen sprechen viele Menschen wieder hauptsächlich Tadschikisch, oder besser gesagt einen Mischmasch aus Russisch und Tadschikisch. Früher wurde das Tadschikische in arabischer Schrift geschrieben (Tadschikisch und Persisch sind, will man es ganz einfach ausdrücken, eigentlich dasselbe), aber 1940 wurde das kyrillische Alphabet eingeführt und das gilt auch heute noch, obwohl sich viele hier die arabische Schrift zurückwünschen.
Wissenswertes:
Tadschikistan war, wie die anderen vier zentralasiatischen Länder auch, über 70 Jahre unter sowjetischer Herrschaft. Während der Sowjetzeit war das Russische die Hauptsprache und wurde in den Schulen unterrichtet. Inzwischen sprechen viele Menschen wieder hauptsächlich Tadschikisch, oder besser gesagt einen Mischmasch aus Russisch und Tadschikisch. Früher wurde das Tadschikische in arabischer Schrift geschrieben (Tadschikisch und Persisch sind, will man es ganz einfach ausdrücken, eigentlich dasselbe), aber 1940 wurde das kyrillische Alphabet eingeführt und das gilt auch heute noch, obwohl sich viele hier die arabische Schrift zurückwünschen.
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