Samstag, 21. April 2012


Mittwoch, 18. April

OVIR oder wie ein kleiner unscheinbarer Zettel so viel Ärger machen kann…


Wenn man nach Tadschikistan fährt muss man sich innerhalb von drei Tagen bei der Inlandsbehörde OVIR melden. Tut man dies nicht muss man bei der Ausreise mit einer Strafgebühr von 100 bis 300 Somoni (die Landeswährung hier) rechnen. Hat man ein Touristenvisum und ist nur 30 Tage im Land, dann ist diese Meldung inzwischen eigentlich nicht mehr nötig. Aber in diesen Punkt sind sich die einzelnen Beamten untereinander wohl noch nicht so recht einig und da kann es einem bei der Ausreise schon einmal passieren, dass man am Flughafen nach langer, fruchtloser Diskussion mit zwei oder drei Herren in Uniform in ein Hinterzimmer geführt wird und dort die Strafgebühr nicht in Somoni sondern in Dollar oder Euro zahlen soll (1 Somon sind etwa 0,16 €) – ohne einen Quittungsbeleg dafür zu bekommen, versteht sich. Tadschikistan ist wohl nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern auch eines der korruptesten. Das ist wirklich ein großes Problem hier.

Meldet man sich beim OVIR, dann muss die Person, bei der man lebt, mitkommen. In meinem Fall also mein Gastvater. Er kennt die Prozedur bereits vom letzten Jahr und hat sich deswegen extra einen Tag frei genommen. Eigentlich läuft alles zunächst ganz gut. An einem Schalter zahlen wir 5 Somoni und bekommen dafür ein ausgefülltes Formular. Damit gehen wir zum nächsten Schalter, geben dort unsere Pässe und das Formular ab und sollen dann eigentlich einen kleinen, ausgefüllten Zettel erhalten, was natürlich auch wieder kostet (inzwischen 235 Somoni – letztes Jahr waren es noch 135!!). Normalerweise könnte man das Geld für diesen kleinen Zettel einfach bezahlen und mit dem Papier glücklich von dannen schreiten. Da ich aber eine Quittung für die Uni brauche, müssen mein Gastvater und ich zuerst zu einer Bank laufen, dort das Geld einzahlen, den Beleg, den wir dafür bekommen, kopieren (denn es ist nicht so, dass ich die Quittung behalten dürfte, was der ganzen Prozedur ja einen Sinn geben würde – nein! Die Quittung wird vom OVIR einbehalten) und dann zurück zum zweiten Schalter gehen. Aber leider scheint der Mann am zweiten Schalter (er ist plötzlich einfach nicht mehr da und taucht erst nach etwa 10 Minuten wieder auf) ein schwerwiegendes Problem damit zu haben, den kleinen Zettel auszufüllen und ihn uns zu geben. Mein Gastvater soll am nächsten Tag wieder kommen. Er muss sich also ein weiteres Mal für mich frei nehmen. Mein Pass bleibt natürlich so lange beim OVIR. Kein besonders erfreuliches Gefühl in einem fremden Land seine Identität aus der Hand zu geben.

Kleiner Zettel, große Probleme - naja gut, mittelgroße Probleme!

Mittags gehe ich mit meiner Gasttochter in den Telefonladen und wir besorgen mir eine SIM-Karte und einen Internetstick. Zum Glück kann die Dame am Tresen ein wenig Englisch und so müssen keinen wilden Tanz aus pantomimischen Gesten und ausdrucksstarker Mimik ausführen um uns zu verständigen. Denn um meine tadschikischen und russischen Kenntnisse ist es immer noch sehr schlecht bestellt…

Wissenswertes: 
Tadschikistan war, wie die anderen vier zentralasiatischen Länder auch, über 70 Jahre unter sowjetischer Herrschaft. Während der Sowjetzeit war das Russische die Hauptsprache und wurde in den Schulen unterrichtet. Inzwischen sprechen viele Menschen wieder hauptsächlich Tadschikisch, oder besser gesagt einen Mischmasch aus Russisch und Tadschikisch. Früher wurde das Tadschikische in arabischer Schrift geschrieben (Tadschikisch und Persisch sind, will man es ganz einfach ausdrücken, eigentlich dasselbe), aber 1940 wurde das kyrillische Alphabet eingeführt und das gilt auch heute noch, obwohl sich viele hier die arabische Schrift zurückwünschen.

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