Donnerstag, 3. Mai
Waschtag!!!
So – heute gibt es keine Ausreden
mehr. Das Wetter ist schön und mein Schmutzwäschestapel reicht schon fast bis
zur Decke. Gut, vielleicht hätte ich es auch noch bis zum Wochenende rauszögern
können, aber gestern Abend bin ich für Samstag und Sonntag zu einem Treffen der
ehemaligen Stipendiaten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes eingeladen
worden. Also muss ich es noch vorher „tun“.
Warum ich das Ganze so lange vor mir
hergeschoben habe? Nun, viele Tadschiken haben keine Waschmaschine, und da meine
Gastfamilie nicht so viel Geld hat, gibt es dieses komfortable Gerät auch hier nicht.
Immerhin hat meine Familie eine Dusche und einen Boiler – der ist zwar etwas
antiquiert und jedes Mal, wenn ich ins Bad komme, habe ich Angst, dass er in
meiner Anwesenheit explodiert – aber besser als nichts.
Abenteuerlicher Boiler |
Als ich vor drei Jahren das erste
Mal in Tadschikistan war, hatte die Familie, bei der ich gewohnt habe,
überhaupt keine Dusche. Wollte ich mich waschen, musste meine Gasttochter erst
einmal Wasser warm machen, und ich habe mich dann in einer kleinen Kammer in eine
große Plastikschüssel gestellt und dort mit dem Wasser übergossen.
Aber ich will mich nicht beklagen,
denn dieses Jahr hat meine Gastfamilie sogar eine Schleuder angeschafft.
"Unsere" neue Schleuder - ein arabisches Produkt |
Die
beiden älteren Söhne sind letztes Jahr für ein paar Monate in Russland gewesen,
um dort zu arbeiten. Das machen sehr
viele Tadschiken, denn die Arbeitslosigkeit hier im Land ist sehr groß. Die
Männer arbeiten meist auf einer Baustelle, aber sie haben es nicht leicht, denn
sie sind bei den Russen nicht besonders gern gesehen. Sie schicken einen
Großteil ihres Lohnes nach Hause und unterstützen damit ihre Familie.
Tadschikistan ist weltweit eines der Länder mit den höchsten Rücküberweisungen und
diese Rücküberweisungen machen doch immerhin 40 bis 50 % des
Bruttoinlandsproduktes aus. Manche der Männer bleiben sogar mehrere Jahre in
Russland. Das ist für ihre Frauen daheim natürlich nicht schön, aber besonders
schlimm wird es dann, wenn der Mann in Russland eine neue Frau kennenlernt und
mit ihr sogar eine Familie gründet.
Nun, die Söhne meiner Gastfamilie
sind wieder zurückgekehrt, alles ist gut, und das Tolle an der neuen Schleuder
ist, dass die Wäsche nicht mehr klatschnass auf die Leine kommt und relativ
schnell trocknet. Waschen muss ich trotzdem alles von Hand und danach tun mir
die Hände und Sehnen erst einmal ganz schön weh. Hoch lebe die Waschmaschine!!!
Wirklich alles von Hand waschen ist ganz schön viel Arbeit... |
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