Donnerstag, 3. Mai 2012


Donnerstag, 3. Mai

Waschtag!!!

So – heute gibt es keine Ausreden mehr. Das Wetter ist schön und mein Schmutzwäschestapel reicht schon fast bis zur Decke. Gut, vielleicht hätte ich es auch noch bis zum Wochenende rauszögern können, aber gestern Abend bin ich für Samstag und Sonntag zu einem Treffen der ehemaligen Stipendiaten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes eingeladen worden. Also muss ich es noch vorher „tun“.

Warum ich das Ganze so lange vor mir hergeschoben habe? Nun, viele Tadschiken haben keine Waschmaschine, und da meine Gastfamilie nicht so viel Geld hat, gibt es dieses komfortable Gerät auch hier nicht. Immerhin hat meine Familie eine Dusche und einen Boiler – der ist zwar etwas antiquiert und jedes Mal, wenn ich ins Bad komme, habe ich Angst, dass er in meiner Anwesenheit explodiert – aber besser als nichts. 

Abenteuerlicher Boiler

Als ich vor drei Jahren das erste Mal in Tadschikistan war, hatte die Familie, bei der ich gewohnt habe, überhaupt keine Dusche. Wollte ich mich waschen, musste meine Gasttochter erst einmal Wasser warm machen, und ich habe mich dann in einer kleinen Kammer in eine große Plastikschüssel gestellt und dort mit dem Wasser übergossen. 

Aber ich will mich nicht beklagen, denn dieses Jahr hat meine Gastfamilie sogar eine Schleuder angeschafft. 

"Unsere" neue Schleuder - ein arabisches Produkt

Die beiden älteren Söhne sind letztes Jahr für ein paar Monate in Russland gewesen, um dort zu arbeiten.  Das machen sehr viele Tadschiken, denn die Arbeitslosigkeit hier im Land ist sehr groß. Die Männer arbeiten meist auf einer Baustelle, aber sie haben es nicht leicht, denn sie sind bei den Russen nicht besonders gern gesehen. Sie schicken einen Großteil ihres Lohnes nach Hause und unterstützen damit ihre Familie. Tadschikistan ist weltweit eines der Länder mit den höchsten Rücküberweisungen und diese Rücküberweisungen machen doch immerhin 40 bis 50 % des Bruttoinlandsproduktes aus. Manche der Männer bleiben sogar mehrere Jahre in Russland. Das ist für ihre Frauen daheim natürlich nicht schön, aber besonders schlimm wird es dann, wenn der Mann in Russland eine neue Frau kennenlernt und mit ihr sogar eine Familie gründet.
Nun, die Söhne meiner Gastfamilie sind wieder zurückgekehrt, alles ist gut, und das Tolle an der neuen Schleuder ist, dass die Wäsche nicht mehr klatschnass auf die Leine kommt und relativ schnell trocknet. Waschen muss ich trotzdem alles von Hand und danach tun mir die Hände und Sehnen erst einmal ganz schön weh. Hoch lebe die Waschmaschine!!!

Wirklich alles von Hand waschen ist ganz schön viel Arbeit...

Abends treffe ich mich dann noch mit einer tadschikischen Freundin. Wir gehen ein bisschen Spazieren und setzen uns im Rudaki-Park in die Abendsonne. Eine wunderschöne Stimmung…

Abendstimmung ...

... am Rudaki-Park.

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