Sonntag, 1. Juli
Dushanbe, wir kommen!!!
M und ich sind schon seit einiger Zeit ganz hibbelig. Der
Tag, an dem wir wieder nach Hause dürfen rückt immer näher. Schön wie es in
unserem Dorf ist, wir vermissen beide die Stadt, die Hektik, den Lärm, den
Dreck, den Stress, die hupenden Autos, die unfreundlichen Menschen.
In aller Frühe, um fünf Uhr, soll es losgehen. Zufällig
fahren der Gastvater und der Sohn nach Dushanbe und können uns mitnehmen. Abends ist schon alles, bis auf die Zahnbürste, gepackt und am Morgen machen wir
noch schnell ein paar Erinnerungsfotos. Nach vielen Umarmungen und herzlichen
Abschiedsworten und einem letzten Blick auf den wunderschönen Hausberg im Morgengrauen geht es schließlich los.
Eine Autofahrt mit Tadschiken ist immer ein sehr lustiges
Erlebnis. Meist sind die Autos, für europäische Verhältnisse, sehr voll. In
unserem Jeep sitzen vorne der Vater und der Sohn und hinten vier
Frauen. Im Kofferraum kann man eine kleine Bank hochklappen und dort haben es
sich auch noch zwei Männer bequem gemacht – neben vielen Essenssachen und
unserem Gepäck. Mit lauter tadschikischer Popmusik, wildem Hin- und Hergeschüttelt
und viel Glächter geht es los. Nach 10 Minuten habe ich schon einen Krampf im
Hintern, wie soll ich das nur drei Stunden lang aushalten? Zum Glück machen wir
zwischendurch zwei Mal eine kurze Pause. Wir fahren wieder durch den
abenteuerlichen Tunnel und halten kurz vor Dushanbe, um das Auto waschen zu
lassen. Fahrer mit schmutzgien Autos werden von der Polizei angehalten und
müssen eine Strafe zahlen.
Als wir schließlich endlich in der Stadt ankommen erschlägt
uns fast die Hitze, derweil ist es gerade einmal neun Uhr morgens. Aber was
soll`s – wir sind endlich wieder zu Hause!!
Zum Abschied von unserem Dorf hier noch ein paar kleine „Dorfstilleben“:
Warum Dinge auf dem Boden herumstehen lassen, wenn man sie praktischerweise auch aufhängen kann? |
Und warum extra eine Wäscheleine spannen, wenn man die Sachen zum Trocknen auch über den Zaun hängen kann? |
Ein ausrangierter Schultisch steht halb vergessen am Rand der Veranda |
Im Dorf gibt es sehr viel zu tun und jede Arbeitskraft
zählt. Deswegen müssen auch schon die Kinder sehr früh anfangen bei den
täglichen Arbeiten zu helfen: Tiere zur Weide bringen und dort auf sie aufpassen,
Kochen, den Stall ausmisten und, und, und…
Drei kleine Mädchen bringen eine junge Kuh zum Futterplatz |
Viele der Häuser im Dorf haben eine Art Wintergarten, in dem
es einen erhöhten Podest gibt, auf dem man sitzen und essen kann. Dahinter
befindet sich meist ein Zimmer, das sein Licht durch ein Fenster zum
Wintergarten hin bekommt.
Für uns ein bisschen ungewohnt, aber sehr schön: Ein Fenster in der Wand zwischen zwei Zimmern |
Und die Fensterfront des Wintergartens bietet meist eine tolle
Aussicht auf die Berge. Aber eigentlich wäre es in unserem Dorf eher eine Kunst
einen Wintergarten ohne eine solche Aussicht zu bauen.
Schöne Aussichten! |
Die Häuser im Dorf sind meist sehr eintönig-braun verputzt.
Dafür bringen die Menschen mit hellblau angemalten Türen und Fensterrahmen Farbe
in diese Monotonie.
Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist ... blau! |
Nach etwa zwei Wochen haben wir entdeckt, dass es sowohl im
unteren, als auch im oberen Dorf einen Laden gibt. Das hat uns allerdings nicht
viel geholfen. Denn zum einen schienen die Läden nie geöffnet zu haben. Und zum
anderen hätten wir mit einer „Shoppingtour“ unsere Gastfamilie sehr vor den Kopf
gestoßen. Sie hätten geglaubt, dass sie uns nicht gut genug bewirten. Abgesehen
davon hätte wahrscheinlich sofort das ganze Dorf gewusst, was wir seltsamen
Stadtmädchen uns gekauft haben :)
Der Laden im oberen Dorf. Ein Co-op (wirklich!! Steht da!!) mit Fenstergitter im Stil der 60er-Jahre |
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